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Strafen, Drohen und Co, Teil 1




Bild Geralt auf Pixabay



"Mama geht jetzt ohne dich."

"Iss fertig, sonst gibt es kein Dessert."

"Räum dein Zimmer auf, sonst werfe ich alle deine Spielsachen weg."

"Eine Woche Gameverbot!"

"Du bleibst heute zu Hause!"

"Ab ins Zimmer!"


Kinder sind nicht immer brav. Kinder sind unordentlich, laut, vergessen dauernd etwas und verlieren ihre Handschuhe, den Velohelm und die Trinkflasche. Sie testen Regeln und überschreiten Grenzen.

Es gibt sie zwar, die locker-flockigen Tage, wo alles rund läuft und wir uns fast fühlen wir die Familie aus der Werbung. Aber mal ehrlich: Das sind doch eher die Perlen unter den vielen Kieselsteinen.

Häufiger ist der Alltag anstrengend, und wir stossen an Grenzen. Dann fühlen wir uns herausgefordert von dieser kleinen Person da vor uns: "Was erlaubt der/die sich eigentlich? Hier bestimme ja wohl noch ich. Wer nicht hören will, muss fühlen." Und schon ist eine Drohung ausgesprochen oder eine Strafe verhängt. Dies in der Annahme, dass das Kind dann endlich begreift, was geht und was nicht.


Aber sind Strafen und Drohungen wirklich hilfreich auf dem Weg zur Kooperation? Bewirken sie eine Einsicht? Und möchte ich als Mama/ Papa tatsächlich diese Mittel einsetzen, oder fehlt mir die Alternative? Weil ich es selber so kenne aus meiner Kindheit?


Stellen Sie sich folgende Situation vor:

Sie haben heute im Büro eine wichtige Aufgabe vergessen. Ihre Vorgesetzte erscheint wütend im Türrahmen. Sie interessiert sich weder für Ihre Begründung (Sie waren nämlich krank die letzten Tage und mussten viele liegengebliebene Pendenzen nacharbeiten) noch für Ihren Vorschlag, das Vergessene heute als erstes zu erledigen.

Nach einer langen, wütenden Schimpfrede vor dem ganzen Kollegium endet sie mit den Worten: "So nicht, das lasse ich mir von Ihnen nicht bieten. Sie dürfen ein Jahr lang nicht mehr Fernsehen!"


Wie geht es Ihnen jetzt? Vermutlich fühlen Sie sich irritiert und erniedrigt. Auch unfair behandelt: Was hat Ihre Freizeit mit einem vergessenen Auftrag zu tun? Vielleicht auch beschämt: Alle Ihre Mitarbeitenden haben die Massregelung Ihrer Chefin gehört.

Vermutlich haben Sie keine grosse Lust, heute in der Kaffeepause neben Ihrer Vorgesetzten zu sitzen, sondern möchten möglichst Distanz zu ihr.

Tatsächlich hat Ihre Chefin ihre Machtposition in ungerechter Weise ausgenutzt. Das war weder fair noch angemessen, sondern willkürlich und in keiner Weise gleichwertig.


Strafen und Drohungen sind Machtdemonstrationen. Wir fühlen uns "oben" und zeigen es dem "unten". Würden wir einer Freundin eine Strafe anhängen?


Strafen und Drohungen sind wenig hilfreich. Sie schaden dem Selbstvertrauen des Kindes, können Angst auslösen und beeinträchtigen die Eltern-Kind- Beziehung.

Manche Eltern erzählen, dass eine Strafe "funktioniert", und das Kind "gehorcht". Dies tut es aber nicht aus Einsicht, sondern um die Strafe zu vermeiden, also aus Angst. Und das ist ja wirklich nicht das, was wir uns für unser Kind wünschen.

Wie können wir aber auf ein Fehlverhalten des Kindes reagieren? Denn: Auf Strafen zu verzichten heisst ja nicht, jegliches Verhalten des Kinder zu akzeptieren.

Es ist unsere Aufgabe, das Kind bei Fehlverhalten präsent, klar und fest zu begleiten. Wir dürfen dabei aber freundlich und gleichwertig bleiben. Wie aber machen wir das?


In Teil 2 geht es um drei alternative Möglichkeiten zu Strafen, Drohungen und Co.







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